ALLGEMEINES, TRAINING, TRAINEES
Attraktiv, erfolgreich, wohlhabend. Das Leben eines Idols wirkt zumindest durch den Bildschirm des Fernsehers betrachtet gerade erstrebenswert, weshalb viele junge Leute versuchen einen Platz als Trainee zu ergattern. Während einige auf der Straße wegen ihres guten Aussehens zum Casting eingeladen werden, nehmen andere bereits im
sehr jungen Alter am Vorsingen teil, trainieren manchmal
ein Jahrzehnt lang unter dem jeweiligen Label, um irgendwann die Chance auf ein Debüt zu bekommen. Nur, dass nicht jeder dieses Ziel erreicht. Manchmal sind die vielen Jahre des harten Trainings, der Diäten und des ständigen Wettkampfes
umsonst. Nur wenn man rechtzeitig den Absprung schafft, hat man noch eine Chance die vernachlässigte Schule aufzuholen und einen normalen Job anzustreben, denn in einem Land wie Korea ist die Konkurrenz extrem groß. Aus diesem Grund ist das Training als Trainee auch so
hart, fängt früh morgens an und endet erst am Abend oder in der Nacht. Typischer Weise wird, unabhängig von der angestrebten Rolle, das
Tanzen,
Singen,
Rappen,
Performen, die
japanische Sprache und das
Schauspielern gelernt. Die
schlechtesten Trainees werden regelmäßig aussortiert, neue kommen dazu und manchmal 'tauschen' die Labels ihre Anwärter sogar untereinander. Trainees müssen einer
harten Routine nachgehen, zu der auch eine Diät gehört. Ist man 'hässlich', zu dick, zu unattraktiv, wird man in den meisten Labels gar nicht erst als Trainee angenommen und manchmal kann eine
Schönheitsoperation sogar Voraussetzung für ein Debüt sein.
Trainees leben zusammen in
Dorms und
verdienen kein Geld, weshalb sie sich wenig bis gar nichts leisten können und, je nach Label, sogar Probleme damit haben sich zu ernähren. Einige Entertainments bieten zwar eine kostenlose
Caféteria an, sämtliche Kosten muss der Trainee im Falle eines Debüts aber zurückzahlen, sodass er den ersten Gehaltscheck oftmals erst
nach einigen Jahren erhält.
DEBÜT, VERTRAG
Sollte es zu einem Debüt kommen, steht ein
noch härteres Training auf dem Programm und einige Labels legen bestimmte Konzepte fest, zu denen nicht nur die
Rollen innerhalb der Band gehören, sondern zum Teil auch ein
vorgeschriebenes Verhalten in Variety Shows. Das
Image ist besonders für Rookies
extrem wichtig, weshalb alles erdenkliche getan wird, um Skandale zu verhindern und sich voll und ganz auf das Debüt zu konzentrieren. Die Idols müssen
einen Vertrag unterschreiben, der leider nicht selten ein sogenannter '
Knebelvertrag' ist. Das bedeutet, dass er nur schwer kündbar ist und die Idols eigentlich
kein Mitspracherecht besitzen. Bei solchen Verträgen müssen sie das tun, was das Label ihnen sagt, sie müssen sich an das Training und an harte Diäten halten, bis die Vertragszeit nach normaler Weise
sieben Jahren ausläuft. Idols dürfen ihren Style bei vielen Labels nicht selbst aussuchen, auch die Art der Musik und ihre Position in der Band wird ihnen oft vorgeschrieben.
ROLLEN
Typischer Weise unterscheidet man zwischen
Mainvocal (hat die längsten Gesangspart in den Songs, Adlibs und singt den Chorus),
Leadvocal (singt viele Lines, aber meistens nicht den Chorus),
Subvocal (singt nur wenig, oft mehr als 'unterstützende' Stimme),
Mainrapper (hat die längsten Rapparts, im Pre-Chorus und Chorus),
Leadrapper (hat viele Lines, oftmals aber im Pre-Chorus und nicht im Chorus selbst),
Subrapper (hat wenige Lines, nur unterstützend),
Visual (das Gesicht der Gruppe, besonders attraktiv),
Leader (der Anführer der Gruppe, der außerdem am meisten Autorität besitzt),
Maknae (der Jüngste der Gruppe),
Maindancer (hat am meisten Solo-Dances, Dancebreaks, etc.) und
Leaddancer (ist in den Choreographien oftmals im Center).
ROOKIES, IMAGE
Da das
Image von Idols so wichtig ist, dürfen besonders Rookies
nicht rauchen,
feiern gehen oder
anderweitig negativ auffallen. Um für eine bessere Konzentration zu sorgen, wird ihnen
das Handy beim Debüt meistens weggenommen und sie bekommen es erst wieder, wenn sie eine Musikshow gewinnen, was einigen Bands auf Grund der großen Konkurrenz erst
nach mehreren Jahren gelingt. Des Weiteren haben Idols
keine Ferien, wenig Freizeit und verbringen den Tag in der Regel mit den anderen Mitgliedern der Band - diese wurden von dem Label festgelegt, sodass sich nicht immer jeder auf Anhieb gut versteht. Wegen dem vielen Stress und der harten Arbeit bleibt der
Kontakt zur Familie und zu anderen Freunden
auf der Strecke. Die Band lebt in einem
Dorm, müssen meistens alle
in nur einem Raum schlafen und besitzen, bis sie berühmt sind und Geld verdienen, nur wenig Komfort. Bezahlt werden sie anfangs überhaupt nicht, je nach Vertrag erfolgt die Aufteilung der Gewinne sehr
ungerecht und meistens zu
Gunsten des Labels.
SHOWS, HATE, FANS
Geld wird nicht nur mit der Musik und den verkauften CDs verdient, sondern auch mit vielen
Gastauftritten in Variety- oder Radioshows. Es ist eine unausgesprochene Tatsache, dass einige dieser Shows die Idols
nicht sonderlich gut behandeln, sie sogar angrabschen, wohl wissend, dass die Idols auf Grund ihres Images nichts dagegen tun oder sagen dürfen. Besonders oft sind Girlgroups
Opfer von Fatshaming und
sexuellen Andeutungen oder Berührungen, doch auch Boygroups bleiben davon nicht verschont. Mitglieder, die
nicht in Korea geboren wurden oder dessen Eltern nicht koreanisch sind, müssen sich außerdem mit
Rassismus herumschlagen, der nicht nur von Netizens kommt, sondern auch von Hosts bestimmter Shows. Als Idol braucht man ein
dickes Fell, muss sich damit abfinden im Fernsehen teilweise peinliche Dinge tun oder sagen zu müssen. Auch Fans sorgen nicht immer für schöne Momente: Sogenannte
Sasaeng Fans gelten als verrückt, als besessen und sogar als gefährlich. Es sind 'extreme, crazy' Fans, die bei ihren Lieblingsidols
einbrechen, sie
stalken,
filmen, ihre Handynummer herausfinden und sie
teilen oder anrufen, ihnen
gefährliche oder verstörende Dinge schicken, weshalb Fanpost erst von einem Mitarbeiter geöffnet wird, bevor das Idol sie erhält. Es gab bereits Fälle, bei denen Sasaeng Fans für
Autounfälle gesorgt oder ihrem
Bias (=Lieblingsmember)
Klebstoff ins Getränk gemischt haben. Aus diesem Grund besitzen gefragte Idols gute
Bodyguards und sollten keine allzu privaten Informationen über Adresse und Familie leaken.
LABELS, ERFOLGLOSE BANDS
Ein Debüt bedeutet
nicht zwingend Ruhm und Reichtum. Nur die
wenigsten Idolgroups werden tatsächlich bekannt und schaffen es sich aus der Menge hervorzuheben. Einen besonderen Vorteil besitzen die, die bei
einem der großen Label unter Vertrag stehen, da diese mehr Geld in die Gruppe finanzieren können und bereits eine Fanbase haben, die gerne eine weitere Band akzeptiert. Die Gruppen kleinerer Labels hingegen werden besonders in Korea geradezu
diskriminiert, haben es, wenn sie nicht berühmt sind, deutlich schwerer in irgendwelche Shows zu kommen.
Ist eine Gruppe
nicht rentabel, kümmert sich das Label nicht mehr allzu sehr um sie, die
Promotions werden verkürzt, der Content für Fans nicht erweitert. In einigen Fällen wird die Band auch
komplett aufgelöst und die Mitglieder stehen einem großen Problem gegenüber: In einem leistungsorientierten Land wie Korea steht ihnen keine andere Berufswahl mehr offen, sie besitzen zu wenig Erfahrung in anderen Dingen, haben möglicher Weise nicht einmal einen sonderlich guten Abschluss. Aus diesem Grund ist das Anstreben einer Idolkarriere auch so
riskant. Nur wie wenigsten schaffen es und die, die es nicht tun, haben kaum Ausweichmöglichkeiten.
UNTERSCHIED ZU NORMALEN MUSIKERN
Das ganze Leben wird dem Idoljob verschrieben. Etwas, was Idolbands eindeutig von normalen Musikern unterscheidet: Sie suchen durch
Livestreams,
Variety Shows,
Behind the Scene Videos,
Fanmeetings und sonstigen Dingen die
Nähe zu ihren Fans, bis diese das Gefühl haben ihren Star tatsächlich zu kennen. In den meisten Verträgen wird das
Dating strikt verboten, da die Fans Beziehungen von Idols nur selten akzeptieren. Ein weiterer Unterschied zwischen Idols und Musikern ist die Tatsache, dass sie
nicht nur für ihre Musik bekannt sind, sondern auch für ihr
Tanzen, ihr
Aussehen. Einige sind Fashionicons, andere hosten nebenbei eine Radioshow. Es geht nicht nur um die Musik, sondern um viele Elemente, die den Terminkalender der Idols nur noch voller machen. Genau aus diesem Grund werden sie von einigen anderen Musikern
nicht allzu sehr respektiert, oft müssen sie sich
negative Kommentare über ihr Gesangs- und Raptalent anhören, über ihr (im Falle der Jungs 'feminines') Aussehen, ihnen wird vorgeworfen nicht live zu singen, viel zu dünn zu sein, etc. Besonders
Idolrapper werden in der Hiphop Szene nicht wirklich als Rapper oder Musiker anerkannt.
ERFOLG, PRÄSENZ, DIÄT
Hat eine Band einen
bestimmten Bekanntheitsgrad erreicht, sieht man ihre Gesichter in
ganz Seoul: Unterschiedliche Marken wollen einen
Werbevertrag mit ihnen schließen, sogar no-name Shops hängen ihre Namen über irgendeinen Schmuck, um ihn mit den Worten 'getragen von ...' besser verkaufen zu können. Einen
Durchbruch im Ausland zu schaffen ist allerdings ziemlich schwer und nicht selten fühlen sich die koreanischen Fans
vernachlässigt, wenn ein Idol zu viel im Ausland unterwegs ist.
Idolbands müssen eine
ständige Präsenz im Land zeigen, bringen deshalb
mehrere Alben im Jahr heraus (oftmals Minialben) und sind gerade während der Promotions eines solchen Albums extrem beschäftigt. Vor jedem Comeback wird das Aussehen verändert, ein Konzept festgelegt, Diät gemacht. Um schnell viel abzunehmen setzen einige Labels auf die
Starving Diet, bei der die Idols mehrere Tage lang nichts essen dürfen. Auch die '
papercup diet' wurde vor einigen Jahren viral, als eine Girlgroup nur das essen durfte, was in einen kleinen Pappbecher passte.
ZUSAMMENBRÜCHE, KRANKHEITEN, DROGEN
Wegen den Diäten, den Tanzstunden und dem vielen Stress kommt es durchaus zu
Ohnmachtsanfällen,
Depressionen und
sonstigen Erkrankungen, die natürlich so gut wie möglich
vor der Öffentlichkeit geheimgehalten werden. Wenn ein Idol krank ist, muss er oder sie trotzdem performen und darf sich nichts anmerken lassen. Einige Labels setzen auch auf nicht ganz illegale Mittel, um ihre Idols zumindest äußerlich fit zu halten.
Diätpillen,
Aufputschmittel und
Steroide, um schnell Muskeln aufzubauen, sind nur einige der Dinge, die man im Showbusiness finden kann.